Europawahl: Engagierter Kampf um Wähler

 
Dillingen Sie sind Europa-Enthusiasten: Ralf Kindelmann (CSU), Bernd Steiner (SPD), Günter Hiesinger und Franz Brichta (beide FDP). Die Mitglieder des Kreisverbands der Europa-Union schwärmen vom europäischen Einigungsprozess. „Europa ist die größte Friedensorganisation, die wir auf dem Kontinent haben“, sagt der Kreisvorsitzende Bernd Steiner. Gut einen Monat vor der Wahl wollen die Politiker für die Europawahl mobilmachen.

Vor fünf Jahren stürzte die Wahlbeteiligung im Landkreis Dillingen von 43,9 auf 39,3 Prozent ab. Und der Wahltermin am 7. Juni 2009 ist nicht besonders günstig, er liegt mitten in den Pfingstferien. Steiner: „Wir befürchten eine schlechte Wahlbeteiligung.“ Deutschland verfüge im Europäischen Parlament über 99 Abgeordnete. Wenn das bürgerliche Lager aber nur spärlich an die Urnen geht, würden die Gruppierungen an den Rändern überproportional zulegen.

Hartes Stück Arbeit

Dies wollen Brichta, Hiesinger, Kindelmann und Steiner mit aller Macht verhindern. „Wir stehen für ein Europa der Bürger, die diesen Raum gestalten sollen. Und deshalb sollen sie auch am 7. Juni zur Wahl gehen“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Kindelmann. Wer im Urlaub sei, könne doch vorher rechtzeitig Briefwahl beantragen. Hilfreich sei es auch, wenn die Parteien in der Region beim Europa-Wahlkampf in die Gänge kämen. Eines hat das Quartett immer wieder erfahren. Bernd Steiner: „Es ist ein hartes Stück Arbeit, Europa an den Mann zu bringen.“ Deshalb ist es auch für den Vize-Kreisvorsitzenden der Europa-Union, Dieter M. Schinhammer, eine Selbstverständlichkeit, in den letzten Wochen vor dem Urnengang für den Europa-Gedanken zu werben.

Immer wieder Vorurteile

Immer wieder haben die Idealisten mit Vorurteilen zu kämpfen. Deutschland, so Brichta und Hiesinger, sei zwar der größte Nettozahler in der EU. Pro Kopf gerechnet, bezahlten aber die Holländer mehr ein. Die Wirtschaft profitiere von Europa ungemein, der Export-Weltmeister Deutschland führe die meisten Waren in den europäischen Raum aus. Von entscheidender Bedeutung, so Kindelmann, sei die Ratifizierung des Verfassungsvertrags. Dadurch würde bei der Gesetzgebung die notwendige Einstimmigkeit im Ministerrat aufgehoben. Das Europäische Parlament bekäme mehr Macht, es wäre für die Gesetzgebung verantwortlich.

Bei der Frage, ob die Türkei einmal in die EU aufgenommen werden soll, gibt es dann auch unter den Gästen eine kontroverse Diskussion. Hiesinger kehrt jedoch gleich zur Faszination Europa zurück: „Dass wir 60 Jahre in Frieden leben, ist unbezahlbar. Ansonsten wäre mindestens einer von uns gefallen.“

 

Von Berthold Veh
 

v.Links: Ralf Kindelmann, Franz Brichta, Günter Hiesinger, Bernd Steiner