Dr. Linus Förster bei der Europa-Union Dillingen

 

Mit Leidenschaft für Europa, aber auch mit vorsichtiger Skepsis bezüglich einer Erweiterung der Zahl der Mitgliedsstaaten in der EU, sprach Dr. Linus Förster, europapolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion zum Thema "Beitrittskandidat Balkan, wohin wächst die Europäische Union?" auf Einladung des Kreisverbandes Dillingen der Europa-Union. "Ein vereintes Europa ist die Garantie für Frieden und Wohlstand der Europäer", betonte Dr. Förster trotz aller Probleme, mit denen die europäischen Staaten zur Zeit zu kämpfen hätten.

 

Den anwesenden Zuhörern unterschiedlicher politischer Ausrichtung berichtete Dr. Förster von den persönlichen Eindrücken, die er zusammen mit anderen bayerischen Landtagsabgeordneten des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten auf einer kürzlichen Informationsreise nach Montenegro und Mazedonien gewinnen konnte. Trotz seiner Begeisterung für ein vereintes Europa stellten sich für ihn jedoch noch viele Fragen, auf welche er noch keine fertigen Antworten habe. "Beide Länder befinden sich auf einem guten Weg und es wird viel in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Auch wenn politische Reformen vorangebracht werden, wird es noch Zeit dauern, bis eine Entscheidung über eine Mitgliedschaft in der EU getroffen werden kann", lautete das Fazit des Europaexperten. Er habe auf dieser Reise die auch von der Europäischen Kommission festgestellten Fortschritten bei der Erfüllung der Aufnahmekriterien bestätigt gefunden, wobei jedoch z. B. in Montenegro die Pressefreiheit noch nicht gewährleistet zu sein scheine Er stellte aber auch klar, dass nach den bestehenden Verträgen Beitrittskandidaten wie zur Zeit Kroatien; Mazedonien, Türkei, Island und Montenegro einen Anspruch auf Mitgliedschaft in der EU hätten, wenn sie alle Aufnahmekriterien erfüllten.

Dr. Förster  berichtete auch von der hohen Wertschätzung gegenüber Bayern, welche er bei Gesprächen mit hochkarätigen Gesprächspartnern in Mazedonien erfahren konnte. Bayerische Firmen investierten dort, darunter eine Textilfirma, welche handgenähte Designerware für den bayerischen Markt produziere. Interessanterweise habe dieser Unternehmer einen von der EU geregelten Mindestlohn gefordert, damit kein sozialer Abbau stattfinde.

Im Anschluss an den mit Fotos unterlegten Reisebericht entspann sich eine lebhafte Diskussion hauptsächlich um die Frage, ob die Aufnahme  der verschiedenen Balkanländer in die EU einen Beitrag zur Überwindung der dortigen vielfältigen ethnischen Spannungen leisten könne oder ob die Narben und Verletzungen insbesondere nach den kriegerischen Auseinandersetzungen nach dem Auseinanderfallen des Jugoslawiens nicht im Gegenteil die EU-Politik letztendlich blockieren würden.

 

Hubert Probst

 

 
von Links: 1. Vorsitzender Bernd Steiner, MdL Dr. Linus Förster, Dieter Schinhammer, Ralf Kindelmann